18
Jan
2004

24

Nach dem etwas polemischen Dekalog über den Way of Life in den USA wird es mal wieder Zeit, auch die guten, ja geradezu genialen Dinge aus den Staaten zu erwähnen. 2001 startete in den USA eine Serie mit dem Namen 24. Die 24 bezieht sich auf die 24 Stunden eines Tages. Es wird also in 24 Folgen jeweils eine Stunde aus einem Tag des CTU Agenten Jack Bauer erzählt. So richtig gereizt hat mich die Serie nicht, als ich sie zum ersten mal in dem Regal eines britischen Supermarktes sah. Auch im Best Buy Lexington überlegte ich noch recht lange, ob ich sie überhaupt mitnehmen soll. Letztendlich hatte sie jedoch einen so fairen Preis (weniger als die Hälfte einer Deep Space Nine Season!), dass ich zugriff. Vielleicht war es ein Fehler, denn selten habe ich solange bis spät in die Nächte eine DVD nach der anderen verschlungen. Für Thomas Manns Zauberberg blieb kaum mehr Zeit übrig.
Was macht die Serie so einmalig. Es ist die atemberaubende Suspense, sprich die Spannung. Fast jede Folge schliesst mit einem sogenannten Cliffhanger ab, und die haben es meistens gehörig in sich. So sehr, dass wenn man im Besitz der DVD Collection ist unweigerlich die nächste Folge anwählt. Im Fernsehen wöchentlich ausgestrahlt muss es geradezu eine Tortur sein, die Serie zu verfolgen.
Season 1 handelt von einer Verschwörung den ersten schwarzen Präsidentschaftsanwärter David Palmer zu töten. CTU (Counter Terrorist Unit) Los Angeles bekommt Wind. Der Boss lässt kurz nach 12 Uhr a. m. Jack Bauer in der Zentrale in L. A. anrücken und macht ihm die Gefahr bewusst. Ausserdem warnt er Jack: CTU wurde höchstwahrscheinlich unterwandert. Er kämpft also nicht nur gegen Attentäter sondern auch gegen seine Abteilung selbt und letztendlich natürlich gegen die Zeit. Dies ist der Auftakt für eine der heftigsten Serien, die ich bis dato gesehen hab. Die Kompromisslosigkeit erschreckt, die vielen kleinen Verschwörungen faszinieren. Der Zuschauer selbst weiss lange nicht, wem er trauen kann. Scheint er endlich zu wissen, um was es geht, wird dieses Konstrukt meist wieder total über den Haufen geworfen. Bis zur letzten Folge wird so eine fast unerträgliche Spannung aufrechterhalten. Nach unzähligen Akte-X Nachahmern haben sich ein paar Produzenten endlich mal wieder Mühe gemacht, etwas Neues zu erfinden. Ihre Mühe hat sich mehr als gelohnt.
Gute Serienkonzepte überleben normalerweise. So hatte 24 keine Probleme in die zweite Staffel zu gehen. Mit dem recht heftigen Ende der Series 1 versprach Series 2 viel und sie hält ihr Versprechen. Um 8 a. m. erfahren amerikanische Ermittler, dass am gleichen Tag in Los Angeles eine Nuklearwaffe gezündet werden soll. Die Bedrohung ist gewaltig. Die Gegenmassnahmen sind dementsprechend nicht mehr zimperlich. Man kann es so sagen, wie es amerikanische Ermittler nach den WTC-Attacken von sich gaben: Wir haben sie Samthandschuhe ausgezogen. Schon die Anfangsszenen erschrecken. Ein Verdächtiger wird auf bestialische Weise gefoltert. Man erschrickt, als man feststellt, dass amerikanische Militärs über die Ergebnisse informiert werden. Und dann denkt man nach: Wie würde man denn selbst in einer solchen Situation handeln. In 24 gibt es keine gute Seite. Es gibt nur die Zwischenwelt Gut-Böse und das Böse selbst. Jack Bauer weiss genau, wie man Verdächtige dazu bringt auszupacken. Er scheut nicht vor Gewalt zurück. Er benutzt sie regelrecht dazu, um die Informationen zu erhalten, die er will und auch braucht. Einen Anwalt bekommt keiner zu sehen, der mit CTU zu tun hat.
Anfänglich mag man denken, dass die zweite Staffel geradezu ein Werbefilm für Homeland Security ist. Wollen die Jungs doch die Amerikaner für mögliche nukleare Terrorattacken sensibilisieren. Doch nach schon wenigen Teilen bleibt von diesem Effekt wenig übrig. Die muslimischen Terroristen erscheinen nach kurzer Zeit als Werkzeuge in einem viel grösserem Spiel. Der Jihad spielt dort nur noch eine untergeordnete Rolle. Die eigentlichen Terroristen sitzen genauso im Inland wie auch im Ausland. Und dazu kommt, dass die Vielzahl an Geheim- und Sicherheitsdiensten, über die die USA verfügt, sich gegenseitig ausspielen. Diese Gefahr ist in einem solchen Chaos sehr wohl gegeben und sollte eigentlich von den Administrationen ernst genommen werden. Leider werden aber lieber neue Dienste geschaffen anstatt den bürokratischen Overhead zu minimieren. Bestes Beispiel ist wiederum Homeland Security.
Teilweise erwischt man sich selbst während des Zuschauens mit den Gedanken, was wird eigentlich hier verteidigt. Ist es unsere Gesellschaft überhaupt wert! Wenn man z. B. sieht wie ein schwer verletztes Mädchen auf der Strasse von Autofahrern angeschrien wird, sie solle sich von der Strasse verpissen. Andererseits wiederum wird ein Terrorist schwach, als ein Passant freundlich dabei hilft, den Transporter mit der Nuklearwaffe nach einer Reifenpanne wieder flott zu machen. Das Leben ist einfach nicht schwarz-weiss. Das Leben ist grau. Genau das zeigt uns 24.
Fazit: Anschauen ist Pflicht. Wer Suspense mag, braucht die nächste Zeit nicht ins Kino gehen. 24 ist weit besser als die meisten Streifen, die man in den letzten Jahren auf der Leinwand sehen konnte.
elpablo - 21. Jan, 12:46

Ich kann Dir hier absolut zustimmen.
Dies war die einzigste Serie, zu welcher ich unbedingt alle Teile sehen musste und es nicht erwarten konnte, die neuen Folgen zu sehen. Spannung pur und vorallem Kiefer Sutherland war klasse !
Freu mich schon auf die 2. Season!!!
Mal sehen, vielleicht besorg ich mir die auch kpl. und nehm mir mal ne 24 h Auszeit :-))

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