7
Mrz
2006

Zur Kommerzmaschine Dresden ...

... eine nette Rezension von Suchsland. Die braven Deutschen mal wieder als Opfer. Da denke ich nur: Zu schade, dass die Briten nicht alles weggemacht haben von diesen Deppen hier.
Morrissey - 8. Mär, 12:04

Die Selbstverliebtheit des Kritikers

Unabhängig der Schwächen des Films, gibt es auch diverse Schwächen in Suchslands Kritik.
Diese wirkt zwanghaft, da Suchsland einerseits bewußt versucht, kritisch-intellektuell gegen den Strom der allgemeinen Presse zu schwimmen, andererseits sich allerdings unbedingt selbst als moralischen Gutmenschen präsentieren möchte. Interessant auch, dass Suchsland hauptsächliche Kritik im Prinzip gegen die Themenauswahl des Films geht, doch versucht er dieses als Schwäche dem Inhalt zuzuschreiben.

In Verbindung mit seinem Präsentationsbedürfnis kommen allerdings auch schlicht und ergreifend falsche Aussagen zustande wie:
"Im Kitsch as Kitsch can gehen die Richtigen drauf und die Richtigen überleben. Überhaupt ist dies eine Überlebensgeschichte, in der nur Statisten sterben." Denn zum Schluss des Filmes stirbt der "gute" Hauptdarsteller Robert bei einem Flugzeugabsturz.
Interessant wird die Kritik dann dadurch, dass er genau diese Falschaussagen für folgende Argumentationen bzgl. des Filminhalts und dessen Qualität als Grundlage benutzt.


In diesem Sinne finde ich diese Kritik von Suchsland schlicht und ergreifend nur durchschnittlich, was zumindest zum Film passt.

skaifyomonul - 8. Mär, 12:37

Na dann ...

... is ja alles im Lot :-) Wieso soll man zu so einer Schmonzette auch noch soviel Worte verlieren. Anyway: Die Entwicklung ist es, die Suchsland stört, was er auch rüberbringen will. Deutschland als Opfer im Zweiten Weltkrieg zu sehen ist eigentlich pervers. Doch immer mehr wollen das genauso sehen. Daran stört sich der Kritiker zurecht. Dresden war keine Katastrophe, wie man es allenortens heutzutage liest. Es war die gerechte Strafe für einen Krieg, den nur die Deutschen wollten (was man gut am Apeacement im Vorfeld sieht). Dresden war unnötig. Man hätte nur weniger "Deutsch" sein und die Nazis stürzen müssen. Doch offensichtlich wollten das viel zu wenige. Das Resultat war die Vergeltung, die angesichts der Nazi-Blutorgien vergleichsweise harmlos war.
Morrissey - 8. Mär, 13:06

Was mir an dem Film nicht gefällt, ist schlicht und ergreifend die schlechte Handlung und der Kitsch. Im gleichen Stil wie die Sturmflut. Als nächstes kommt dann sicherlicht die Kombination aus beidem,
Dresden II: Die große Flut - als die Dämme brachen.

Zu Deinem Statement der "gerechten Strafe": naja, sofern man die Auge um Auge, Zahn um Zahn Ansicht vertritt... Und selbst da tue ich mir mit Gerechtigkeit schwer. Als taktische Überlegung, Deutschland zu zermürben , um den Krieg schneller zu beenden, kann ich schon eher nachvollziehen.

Nett war es wohl von den Engländer, dass sie dafür wesentliche Rüstungskonzerne vor und um Dresden als auch die Villenviertel jenseits der Innenstadt so gut wie verschont gelassen haben...

Bin übrigens davon überzeugt, dass das deutsche Schuldgefühl durchaus noch vorhanden ist (und aus staatlicher Sicht natürlich auch zu recht). Daran ändert auch ein Film wie der über Dresden nichts, der zudem auch nicht darauf abzielt, dass wir uns selber als Opfer sehen sollen.

Die Alternative wäre also: kein Film über Dresden und das Thema einfach auf der Seite lassen. Schöne Zensur. Oder einen Film: 40% über Dresden, aber auf alle Fälle noch 60% Holocaust rein packen, alleine der political correctnes wegen?

In unserem Land läuft sicherlicht vieles nicht optimal, aber ich denke, eine Frage, ob das Schuldbewußtsein groß genug ist oder nicht, ist eine der seltsameren Fragen.

Aber ok, in irgendeiner Zeitung war ein ganz interessanter Artikel: 11 der ca. 16 Oscarbeiträge von Deutschland hatten das Thema Holocaust oder Nationalsozialismus. Ich tu mir schwer, zu sagen, wir sehen uns als Opfer und verdrängen unsere staatliche Schuldrolle.

skaifyomonul - 8. Mär, 13:53

Hmmm ...

... also zum letzten Punkt: Wieviel der 11 möglichen Oscarbeiträge kennst Du und wieviel der gemeine Deutsche? Und wieviele kennen seit So/Mo Dresden? Wieviel der 11 Filme kommen auf DVD in die vordersten Regale und wo steht Dresden? Diese Frage ist wichtig. Natürlich gibt es in Deutschland viele Menschen, die diese Zeit verdammen und kritisieren. Doch sind sie eine intellektuelle Minderheit. Der Großteil Deutschlands will entweder vergessen oder einfach gut dastehen, weil sie kein schlechtes Gewissen ertragen können. Weil man sich eben schlecht aufspielen kann mit so einer Vergangenheit (Deutsche im Ausland sind da immer schöne Beispiele: Einfach einmal Klappe halten, will man da oft sagen).
Nun war Suchsland nicht zu böse sondern nahm den Film so wie er war: Rosamunde Pilcher im Feuerinferno. Kein Anspruch (wenn auch etwas mehr wie bei der Sturmflut - würg), wo man auch hinschaut. Eigentlich 180 Minuten Langeweile. Zeit, die man besser für ein Buch verwendet hätte (was ich zukünftig bei Teamworx-Filmen auch machen werde). Weiss nicht, warum Magazine solchem Schrott soviel Platz widmen. Vielleicht, weil es den 38% Marktanteil gefällt. Die berühmte Quote. Das Übel der Demokratie. Die Mehrheit entscheidet, auch wenn die Mehrheit offensichtlich am Geschmacksverirrung leidet :-)
Morrissey - 8. Mär, 16:15

die Frage nach dem Bekanntheitsgrad ist abhängig vom Zeitpunkt. Stelle die Frage nochmals in 2 Jahren und es werden genauso wenig den Dresden Film kennen wie irgendeinen anderen TV-Film. Oder kennst Du noch den Film über die Hamburg Flut aus den 60er Jahren? Heute ja, da kennt man den Dresdenfilm, da der Film gerade gelaufen ist. Aber wie gesagt, alles relativ.

Gegenfrage: Wie häufig wird wohl Schindlers Liste (auch wenn kein deutscher Film) im TV noch gezeigt und wie häufig wirst Du die Dresden Produktion noch zu sehen bekommen?

Ich vermute mal in 2 Jahren kennt kaum noch jemand den Dresden Film.


Und in dem Punkt, dass der große Teil Deutschlands vergessen will und gut dastehen will, hier bin ich kompletter anderer Meinung. Es gibt wohl kaum ein Land, das sich dermaßen offen mit der eigenen Schuld aus der Vergangenheit auseinandersetzt wie Deutschland. Und hierfür gibt es zahlreiche Indizien, angefangen bei der ausführlichen Behandlung in allen Schulen, weiter über die Aufbereitung der KZ- und Holocausterinnerungsstätten in der ganzen Republik bis zu regelmäßigen Entschuldigungen und Besuchen voller Trauer und Reue in Yad Vashem.

Ich kenne es eher so, dass viele jüngere Deutsche im Ausland sich eher als alles Mögliche ausgeben, nur nicht sofort als Deutscher zu erkennen geben. Nichts von Stolz und "gut dastehen wollen" ist in diesem Verhalten zu spühren, sondern eher Scham für das eigenen Land.


Und mir fällt auch kein anderes Land ein, in dem die Bevölkerung mit seiner Schuld auch nur halbwegs in der Weise umgeht wie es in Deutschland der Fall ist. Und ich meine die Mehrheit und eben nicht eine intellektuelle Minderheit. Als Beispiel frag mal einen deutschen Kollegen nach dem Holocaust und im Vergleich eine türkischen Kollegen nach dem Armenischen Genozid. Auch wenn die Ereignisse in der Größe nicht vergleichbar sind, sind die Reaktion hier doch recht interessant.

skaifyomonul - 8. Mär, 18:03

Done by others

Naja, ich versuche eigentlich nicht, die Deutschen an anderen zu messen. Das kann nicht die Aufgabe sein. Die Türken z. B. müssen diese Sache schon mit sich selbst ausmachen. Wenn sie denken, dass man auf diese Art einen funktionierenden starken Staat aufbauen kann, dann sollen sie es eben versuchen. Sie werden scheitern. Aber die Militärdiktatur ist bei denen erst so kurz weg. Das braucht Zeit.
Klar macht Deutschland viel. Dass muss es auch: Hat es doch durch Nazismus viel verloren (neben den schönen alten Städten, die immer wieder erwähnt werden, vor allem extrem viel europäische Kultur) und Probleme erzeugt (das ganze Israel-Theater ist nur von unseren Idiotas verursacht worden - von daher hätte ich mit der Ahmedinedschad-Forderung, ein deutsches Bundesland abzutreten, auch kein Problem). Vergessen ist da nicht. Sonst kommen die nächsten Stupidas und fangen die gleiche Kacke nochmals an.
Klaro wird Dresden vergessen. Nur muss man hoffen, dass jetzt nicht nochmals 20 Bombenhagel-Filme im Rosamunde-Pilcher-Stil daher kommen oder das gar der ganze 2. Weltkrieg romantisch verkitscht wird, nur damit Otto-Normal-Bürger mit der Chipstüte vor dem Fernseher keinen Kotzanfall bekommt, was er bekommen würde, würde ein Film das Vergasen von Menschen bildlich umsetzen.
Morrissey - 9. Mär, 10:31

Zu den Türken: Gerade erst Militärdiktatur zu Ende???? Hä??? Was ist denn für Dich bitte gerade erst? 25 Jahre nach Beendingung der letzten Militärinvention ist doch eine stolze Zeit um etwas über die eigenen Fehler nachzudenken. Zudem hat die Türkei seit dem armenischen Genozid schon diverse demokratische Phasen durchgemacht. Keine Entschuldigung.

Aber du will st ja nicht vergleichen (auch wenn alles vom Grund her schon nach einem Vergleich strebt, wie will das Gute definiert sein, ohne dass das Böse nicht bekannt ist, an dem es schließlich verglichen wird?

Aber einfach mal einen meiner letzten Tag beschrieben:
Nach der Arbeit im Osten von München bin ich dann an der Geschwister Scholl Schule vorbei gefahren, habe den Platz der Opfer des Nationalsozialismus mit der ewigen Flamme in der Innenstadt passiert, und ein Kino, bei dem groß für den Sophie Scholl Film geworben wird bevor ich zu Hause angekommen bin.
In der Zeitung war auch ein Artikel über den Holocaust. Gestern Abend in der Tagesschau wurde natürlich mittels Bildbeitrag der Besuch von Kaczynski erwähnt; und zwar die Gedenkminute an einem ehemaligen Deportierbahnhof.
ich denke, es ist seit dem Krieg kein Tag vergangen, an dem nicht in irgendeiner der deutschen großen Zeitungen nicht ein Artikel mit Bezug auf den Holocaust und unsere Schuld gedruckt gewesen ist. Und ich finde das auch gut so.
Ich finde aber nicht, dass sich unser Land und unsere Bevölkerung nicht ausreichend damit beschäftigt oder versucht die Sache als lästig anzusehen und zu verdrängen.

Zur Landabtretungsthese:
Haben wir erstens im Osten doch schon gemacht.
Und zweitens gibt es hier auch eine andere Sichte der Dinge, die zwischen Staat und Religion trennt. Und somit konnte auch jeder Jude nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland sesshaft werden, wenn er denn wollte. Und glaube mir, die meisten Juden hatten sich nach dem 2. Weltkrieg geschworen, nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen und nie wieder auch nur die deutsche Sprache in den Mund zu nehmen.
Wie stellst Du Dir das vor: Ein Bundesland für alle Menschen mit dt. Staatsbürgerschaft und jüdischem Glauben, ein Bundesland für Bürger mit dt. Staatsbürgerschaft und christlichem Glauben, eines für Sinti und Roma, eines für die Zeugen Jehowas,....
Oder ein neu gegründetes aus dem Boden gestampftes Land "Israel II"?

Die plakative Forderung nach Abtretung eines deutschen Bundeslandes ist übrigens ursprünglich von Michael Moore in seinem ersten Boulevardbuch aufgestellt worden. Erinnert mich nur an schlagzeilenträchtige Forderungen in bester Bildzeitungart.


Israel war schon vor dem 2. Weltkrieg das heilige Land für das Judentum, genauer gesagt eigentlich schon seit fast ca. 2000 Jahren. Warum sollte man das Land umsiedeln? Nur weil die Intolleranz für andere Ansichten/Religionen bei manchen nicht vorhanden ist? Davon abgesehen, es sthet niemanden zu, zu sagen: So , und ihr wohnt jetzt zukünftig alle an der Ostsee und nicht mehr am Mittelmeer.


Und zum Thema Otto Normal Bürger: Der geht eigentlich mindst. einmal in seinem Leben mit der Schulklasse in ein KZ und schaut sich die Bilder und Filme vor Ort an. Und das ist definitiv fern von Rosamunde Pilcher. Das trifft eigentlich für fast alle Schulen zu, es sein denn, sie befinden sich in Oberschwaben. Wenn dieses verpflichtend werden würde, ok, würde ich befürworten.

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