12
Apr
2004

Gunung Lambak

Gunung (malay.): Berg
Good Friday oder auf gut deutsch Karfreitag verdiente seinen Namen: Er war tatsächlich frei.
Etwas verstört angesichts der Tatsache drei Tage in Folge nichts tun zu dürfen musste erst einmal eine SMS an die Singapuri Bekanntschaft losgeschickt werden. Nach einigen Nachrichten hin und her stellte sich heraus, dass der Karfreitag zu einem Ausflug nach Malaysia genutzt wurde und ich wäre wohl willkommen. Da wurde nicht mehr lange diskutiert. Besser kann ein Wochenende nicht beginnen.
Freitag morgen - 7:30 Uhr bei der Kranji MRT Station - das bedeutet früh aufstehen. Um 6 Uhr aufstehen. 6:30 ging es Richtung Newton MRT. Fast pünktlich war ich dann am Treffpunkt. Zum Glück pünktlicher als der Rest der Gruppe.
Singapur und der Causeway
Die Buslinie 170 ist eine bekanntere in S'pore. Sie führt quer durch die ganze Stadt über das "Stadttor" zum Larkin Busterminal in Johor Bahru, Malaysia. Das eingesetzte Material gehört zum ältesten der S'pore Stadtbetriebe. Trotzdem ist es schwer in Gebrauch. Für den Normalbürger in S'pore gilt: Geiz ist Geil. Und wo kann man hier günstiger einkaufen wie in Malaysia. Kein Wunder also, dass der Causeway an Feiertagen dicht ist, kommen doch zu den ganzen Schäppchenjäger auch noch die der Stadt Überdrüssigen, zu denen wir uns zählen durften. Die Linie 170 führt am Kranji-Terminal vorbei. Von dort aus gibt es auch eine Kurzstreckenversion Kranji-Larkin. Busse gibt es also in Massen. Aber die werden auch gebraucht.
Das "Stadttor" - gigantisches Zollgebäude der Singapuri - sah aus wie in Bauhaus-Ameisenhaufen. Es wimmelte. So ging es nur im Schritttempo voran: Ausreise (sehr angenehm mit der Disembarkation/Embarkation Card für Langzeitgäste). Bus über den Causeway (laufen wäre schneller gewesen). Einreise in Malaysia (erstmal wieder die typischen Einreiseformulare ausfüllen - für einen Tag!!!). Verglichen mit einer Weissrussischen Grenze geht das alles noch im Turbogang. Trotzdem schritt die Zeit unerbittlich voran. Nach der Einreise war erstmal Foodtime. Mit Chinesen reisen heisst, mindestens 5-mal täglich zum Essen gehen. Man glaubt es kaum, wie sie es schaffen, so dürr zu bleiben.
Der Plan sah vor, mit dem Zug nach Kluang weiterzureisen.
Ich sage nichts mehr über Verspätungen der DB
Fahrpläne? Es gibt sie. Nur wofür? Der Zug kam irgendwann. Der Zug war übervoll aber dazu habe ich ja schon was geschrieben. Es war aber wie immer interessant, mal wieder etwas Neues kennenzulernen. Meine Gastgeberin amüsierte sich mit kleinen Indern. Sie mag wohl Kinder sehr. Ich selbst genoss einfach die Fahrt. Dazu freute ich mich irgendwie über die Eintracht die im Waggon herrschte. Malaysia und Singapur sind keine homogenen Staaten. Ihre Grenzen sind rein politisch. Wie in S'pore sind auch in Malaysia Malayen, Inder und Chinesen zu Hause. Und die Bevölkerungsgruppen reisen natürlich auch. Der Zug repräsentierte Malaysia als Mikrokosmos. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie einfache Menschen sehr wohl miteinander zurecht kommen, auch wenn sie nicht zur gleichen Bevölkerungsgruppe gehören. Die Kopftuch tragende Malay gehört genauso selbstverständlich zum Strassenbild wie die moderne Chinesin oder die exotische Inderin. Natürlich hat auch Malaysia seine Schattenseiten. Weit weg von S'pore sieht die Welt schon wieder anders aus. Die Provinz Johor ist jedoch bevölkerungstechnisch wie S'pore modern und liberal. Vermutlich liberaler als Deutschland, wo ein sinnloser Kulturkampf mal wieder hohe Wellen schlägt und nur eines zeigt: Angst vor dem Morgen.
Kluang
Kluang glänzt eigentlich nur durch rücksichtslose Fahrer, die es gleich nach dem Bahnhof fertig brachten, meiner Begleitung den Sonnenschirm wegzurasen. Die Stadt selbst bietet nicht allzu viel. Nach S'pore bröselt der Glanz rasch. Schon Johor Bahru sieht recht dreckig aus. Kluang ist vergleichbar mit der Provinzhauptstadt. Das tropische Klima frisst an der Gebäudesubstanz, Malaysier kennen nocht nicht modernes Müllrecycling und an für sich macht man sich weniger Mühe, sein Hab und Gut in Schuss zu halten. Doch fiel mir dieses mal auf, dass gerade in Sachen Müll erste Anstrengungen unternommen werden, Missstände zu beseitigen. Vielleicht klappt es ja, Malaysia umzuerziehen. Es würde diesem recht schönen Land auf jeden Fall gut tun, auch wenn dann der Werbespruch "Malaysia, truely Asia" nicht mehr ganz zutrifft ;-)
Natürlich wurde bei Ankunft in Kluang erstmal gegessen. Foodcourt befindet sich über dem Busterminal 15 Minuten vom Bahnhof.
Gunung Lambak erreicht man am besten mit dem Taxi. Am Fusse des Berges befindet sich ein kleiner Vergnügungspark, der allerdings erstmal in Betrieb genommen werden muss. Ein betonierter Weg führt Richtung Bergspitze. Schon nach einigen Metern ist die Befestigung zu Ende und der Weg wird recht mühselig. Bis zum "Basecamp" sollte allerdings niemand Probleme haben.
Gunung Lambak Basecamp
Von dort an ist ein Mountaineering Club verantwortlich. Dem Pfad hinauf zur Spitze ist nicht schwer zu Folgen, doch die Steilheit macht einen Aufstieg beschwerlich. In den Tropen darf man auch niemals die Ambient-Verhältnisse vergessen: 30°C und bis zu 80% Luftfeuchte fordern ihren Tribut.
Die Bergziege
In Europa kennt man sie: Die Jungs, die ein Jahr arbeiten und dann erstmal Urlaub machen, bis das verdiente Geld wieder alle ist. Diese Moral ist nicht nur bei uns zu Hause verbreitet. Unsere Führerin lebt gleich. In S'pore etwas Geld machen und dann wieder ab in die grosse weite Welt. Beliebt bei Singapuri sind natürlich nicht die Alpen. Wieso auch Hügel anschauen, wenn man echte Berge geniessen kann. Das Himalaja-Gebirge liegt ja gleich ums Eck. Sie hielt sich dort eine recht lange Weile auf und man merkte es sofort an ihrem Aufstieg. Sie ran geradzu den Berg hoch. Kein Wunder bei einem Höhentraining von dem Leistungssportler nur zu träumen wagen. Natürlich wurde die Dame während des Hikes ordentlich gelöchert. Nepal als Reiseland ist interessant. Dazu kommt, dass es politisch rumort dort oben. Maoistische Rebellen liefern sich schon seit längerem Gefechte mit den Regierungstruppen. Angesichts der weltpolitischen Lage hört man recht wenig vom Dach der Welt. Nur wird es deswegen nicht weniger brodeln.
Gunung Lambak - 500m und ein paar Zerquetschte
Gunung Lambak Peak
Er ist nicht hoch - ich weiss - zeittechnisch hätter er auch nicht viel höher sein dürfen ;-)
Gunung Lambak Team
Das Team beim Abstieg
Exotisches Getier
Interessantes Getier auf dem Weg
Unten angekommen wurde erstmal ... gegessen. Früchte jeden Geschmacks machen einen Aufenthalt in den Tropen immer wieder reizvoll.
Donnerwetter
Zurück in Kluang ging es nach dem obligatorischen Shoppen erstmal zum ... Essen! Me Goreng - immer wieder gut.
Während wir unsere Nudeln genossen entlud sich der Himmel über West-Malaysia. Die Gewitter erinnern mich jedesmal an den Homo Faber. Auf mich wirken sie weniger furchteinflössend. Sie faszinieren mich eher. So stellte ich mir immer die Tropen vor. Und so liebe ich sie. Blitze zucken vom Himmel, schlagen in nächster Nähe ein. Kein Vergleich mit den Gewitterchen zu Hause. Nur der Hagel fehlt. Aber auf den kann ich auch verzichten ;-)
Mit dem Gewitter kam auch die Dunkelheit. Wir nahmen einen der letzten Busse Richtung Johor Bahru. Dort steckten wir erstmal im Stau. Natürlich drängelte am Abend wieder jeder heim nach S'pore. Der Grenzübertritt war mühseelig. Wieder auf der vertrauten Seite des Causeway fielen wir totmüde in die MRT. Es war schon derart spät, dass die Züge nur noch bis Toa Payoh fuhren. Von dort ging es mit einem der letzten Busse Richtung Stevens Road. Der geplante Ausflug am nächsten Morgen in den McRitchie Park war erstmal gegessen - schlafen war angesagt ;-)
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Skaif Yomonul

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