Schätzings Schwarm
Es war abscheulich, Menschen sind eine schlechte Erfindung. (Albert Einstein)
Das geschunden Meer erhebt sich gegen die Menschen. Für einige ist es eine Wunschvorstellung. Laut der neuesten Belletristik-Bestseller-Liste des Spiegels sogar für viele. Frank Schätzings Roman Der Schwarm schafft es dort auf den ansehnlichen dritten Platz. Sind wir wirklich so schlecht, dass wir uns eigentlich nur noch selbst hassen können oder ist es einfach nur gut geschriebene Unterhaltung?
Um es vorneweg zu nehmen: Es ist gut recherchierte, glaubwürdige und angenehme Unterhaltung und die Leserschaft scheint es zu honorieren. Doch darf man das Buch durchaus auch etwas ernst nehmen. Jeden Tag beuten wir diesen Planeten aus ohne die Zusammenhänge unseres Tuns auch nur halbwegs zu verstehen. Trotz Überproduktion wird genetisch verändertes Saatgut ausgestreut ohne auch nur annähernd die Folgen abschätzen zu können. Und die Meere? Verseucht und überfischt! Es ist allgemein bekannt, dass Wale eigentlich nur noch für den Sondermüll taugen, wenn sie einmal gestorben oder erlegt sind. Doch zählt in den nur noch stockend wachsenden Volkswirtschaften das Wohlergehen der Industrie mehr als die Natur. Ganz zu schweigen von den aufstrebenden Newcomern. Den Wohlstand vor Augen ist die Natur in solchen Ländern wenn überhaupt nur noch von untergeordneter Rolle.
Frank Schätzing kennt das Problem anscheinend recht gut. Die ewigen Versprechungen der Industrie und Staatschefs. Das Resultat, wenn man einen Schritt vor die Haustüre setzt.
Er beschreibt Anfangs einer meiner Lieblingsplätze auf diesem Globus: Vancouver Island. Und er vergisst nicht zu erwähnen, was für einen Schaden die geldgierige Holzindustrie auf dieser Insel anrichtet. Die Vollernter verwüsten ganze Landstriche. Diese gleichen schon fast Schlachtfeldern. Nur die Naturparks sind vor der Gier des Menschen geschützt. Doch wie lange? Der südliche Nachbar USA hat Naturparks wieder dem Raubbau preisgegeben. Und auch wenn man sie schützen würde wäre da immer noch der gepriesene Konsum, der zum Wohle des Wachstums gefüttert werden muss. Irgendwoher muss der Rohstoff für das Wachstum kommen. Die Natur leidet dann eben woanders. Nur, und dass ist eine der Aussagen des Buches, könnte es uns irgendwann wieder betreffen. Sie steht als solche etwas abseits. Beschreibt der Autor doch ein wildgewordenes Meer, dass unerbittlich zurückschlägt. Eine uralte Intelligenz, die Angesichts der Zerstörung seines Habitats durch den Menschen nur noch eine Lösung sieht: Die vollständige Vernichtung der humanoiden Rasse! Schätzing beschreibt das alles sehr gekonnt und spannend. Als absolutes Highlight muss man den Tsunami erwähnen, der die Nordsee heimsucht. Doch bekommt der Katastrophen-Fetischist noch einiges mehr geboten. Zumindest bis Ende der ersten Hälfte. Ab dann geht es auf die Independence, einem umgebauten Hubschrauberträger. Die bunt zusammengewürfelte Wissenschaftlerriege versucht von dort aus Kontakt mit dem unbekannten Unterwasseralien aufzunehmen und natürlich verhält sich das ebenfalls anwesende Militär subversiv. Kommt einem das etwa bekannt vor? Klaro: Hier hat Copycat zugeschlagen. Nicht nur einmal erinnert das Buch an den Cameron-Klassiker Abyss. Und als ob dem Autor das ebenfalls bewusst ist, nimmt er nicht nur einmal Bezug auf Hollywood. Doch tut das dem Lesespass keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil:
Wenn am Ende die Independence in der Grönländischen See versinkt, hatte man nicht nur hervorragende Unterhaltung sondern man hat auch gelernt, dass Unabhängigkeit heutzutage nicht mehr zählt. Sie ist ein auslaufendes Modell. Irgendwie hängt alles von jedem ab. Und dessen muss sich die Menschheit bewusst werden, wenn sie überleben will. Schätzing glaubt jedoch nicht daran. Happy End? Fehlanzeige! Er lässt den Leser in einer Welt zurück, die zwar keinen ultimativen Overkill erleben musste, die jedoch wegen des Wissens über eine zweite intelligente Rasse aus den Fugen gerät.
Stichwort: Antiamerikanismus
In den Kritiken wird Schätzing vorgeworfen, antiamerikanisch geschrieben zu haben. Mag sein, dass es jemand sauer aufstösst, wenn man den amerikanischen Präsident, hohe amerikanische Militärs und Geheimdienstler als erzkonservative strenggläubige Dummköpfe hinstellt. Ganz soweit hergeholt ist es jedoch nicht, wie es die Bush-Administration zur Zeit eindrücklich demonstriert. Aber das ist auch nicht der Punkt. Schätzing geniesst es zwar, seine amerikanischen "Helden" zu zerlegen, doch gibt es am Ende nur einen Schuldigen: Die Menschheit als Ganzes!
Das geschunden Meer erhebt sich gegen die Menschen. Für einige ist es eine Wunschvorstellung. Laut der neuesten Belletristik-Bestseller-Liste des Spiegels sogar für viele. Frank Schätzings Roman Der Schwarm schafft es dort auf den ansehnlichen dritten Platz. Sind wir wirklich so schlecht, dass wir uns eigentlich nur noch selbst hassen können oder ist es einfach nur gut geschriebene Unterhaltung?
Um es vorneweg zu nehmen: Es ist gut recherchierte, glaubwürdige und angenehme Unterhaltung und die Leserschaft scheint es zu honorieren. Doch darf man das Buch durchaus auch etwas ernst nehmen. Jeden Tag beuten wir diesen Planeten aus ohne die Zusammenhänge unseres Tuns auch nur halbwegs zu verstehen. Trotz Überproduktion wird genetisch verändertes Saatgut ausgestreut ohne auch nur annähernd die Folgen abschätzen zu können. Und die Meere? Verseucht und überfischt! Es ist allgemein bekannt, dass Wale eigentlich nur noch für den Sondermüll taugen, wenn sie einmal gestorben oder erlegt sind. Doch zählt in den nur noch stockend wachsenden Volkswirtschaften das Wohlergehen der Industrie mehr als die Natur. Ganz zu schweigen von den aufstrebenden Newcomern. Den Wohlstand vor Augen ist die Natur in solchen Ländern wenn überhaupt nur noch von untergeordneter Rolle.
Frank Schätzing kennt das Problem anscheinend recht gut. Die ewigen Versprechungen der Industrie und Staatschefs. Das Resultat, wenn man einen Schritt vor die Haustüre setzt.
Er beschreibt Anfangs einer meiner Lieblingsplätze auf diesem Globus: Vancouver Island. Und er vergisst nicht zu erwähnen, was für einen Schaden die geldgierige Holzindustrie auf dieser Insel anrichtet. Die Vollernter verwüsten ganze Landstriche. Diese gleichen schon fast Schlachtfeldern. Nur die Naturparks sind vor der Gier des Menschen geschützt. Doch wie lange? Der südliche Nachbar USA hat Naturparks wieder dem Raubbau preisgegeben. Und auch wenn man sie schützen würde wäre da immer noch der gepriesene Konsum, der zum Wohle des Wachstums gefüttert werden muss. Irgendwoher muss der Rohstoff für das Wachstum kommen. Die Natur leidet dann eben woanders. Nur, und dass ist eine der Aussagen des Buches, könnte es uns irgendwann wieder betreffen. Sie steht als solche etwas abseits. Beschreibt der Autor doch ein wildgewordenes Meer, dass unerbittlich zurückschlägt. Eine uralte Intelligenz, die Angesichts der Zerstörung seines Habitats durch den Menschen nur noch eine Lösung sieht: Die vollständige Vernichtung der humanoiden Rasse! Schätzing beschreibt das alles sehr gekonnt und spannend. Als absolutes Highlight muss man den Tsunami erwähnen, der die Nordsee heimsucht. Doch bekommt der Katastrophen-Fetischist noch einiges mehr geboten. Zumindest bis Ende der ersten Hälfte. Ab dann geht es auf die Independence, einem umgebauten Hubschrauberträger. Die bunt zusammengewürfelte Wissenschaftlerriege versucht von dort aus Kontakt mit dem unbekannten Unterwasseralien aufzunehmen und natürlich verhält sich das ebenfalls anwesende Militär subversiv. Kommt einem das etwa bekannt vor? Klaro: Hier hat Copycat zugeschlagen. Nicht nur einmal erinnert das Buch an den Cameron-Klassiker Abyss. Und als ob dem Autor das ebenfalls bewusst ist, nimmt er nicht nur einmal Bezug auf Hollywood. Doch tut das dem Lesespass keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil:
Wenn am Ende die Independence in der Grönländischen See versinkt, hatte man nicht nur hervorragende Unterhaltung sondern man hat auch gelernt, dass Unabhängigkeit heutzutage nicht mehr zählt. Sie ist ein auslaufendes Modell. Irgendwie hängt alles von jedem ab. Und dessen muss sich die Menschheit bewusst werden, wenn sie überleben will. Schätzing glaubt jedoch nicht daran. Happy End? Fehlanzeige! Er lässt den Leser in einer Welt zurück, die zwar keinen ultimativen Overkill erleben musste, die jedoch wegen des Wissens über eine zweite intelligente Rasse aus den Fugen gerät.
Stichwort: Antiamerikanismus
In den Kritiken wird Schätzing vorgeworfen, antiamerikanisch geschrieben zu haben. Mag sein, dass es jemand sauer aufstösst, wenn man den amerikanischen Präsident, hohe amerikanische Militärs und Geheimdienstler als erzkonservative strenggläubige Dummköpfe hinstellt. Ganz soweit hergeholt ist es jedoch nicht, wie es die Bush-Administration zur Zeit eindrücklich demonstriert. Aber das ist auch nicht der Punkt. Schätzing geniesst es zwar, seine amerikanischen "Helden" zu zerlegen, doch gibt es am Ende nur einen Schuldigen: Die Menschheit als Ganzes!
skaifyomonul - 5. Mai, 16:46