Wau-Film
Gestern gab es mal wieder einen Wau-Film. Dieses mal allerdings nicht im Kino sondern auf DVD.
Die Markus Imhoof Collection stach mir schon vor einigen Tagen ins Auge. Gestern habe ich mir dann endlich das gute Stück zugelegt. Von dem bekannten Schweizer Regisseur, mit dessen Namen ich bis vor der Box nichts anzufangen wusste, finden sich die vier Filme
Als erstes gab ich mir den titelgebenden Streifen Das Boot ist voll, für den Markus Imhoof sogar eine Oscar-Nominierung (Bester fremdsprachiger Film) bekommen hat.
Er handelt von der restriktiven Flüchtlingspolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Es ist kein Geheimnis, dass nicht wenige Flüchtlinge aus der Alpenrepublik in den sicheren Tod abgeschoben wurden.
Trotz dieses Monströsität liess sich Imhoof nicht dazu verleiten, ein hasserfülltes politisches Pamphlet zu produzieren. Sein Werk differenziert die Menschen. Es zeigt Mitgefühl genauso wie Abscheu oder gar Hass. Da gibt es Mut aber auch hunderprozentige menschenverachtende Pflichterfüllung. Dieser Verzicht auf Schwarz-Weiss-Malerei macht den Film extrem glaubwürdig und sehenswert.
Der Streifen beginnt mit der Flucht von Deserteuren, Zwangsarbeiter und Juden in die Eidgenossenschaft. Sie werden von einer Familie aufgenommen. Pflichttreu wie sie sind, wird jedoch der Dorfpolizist eingeweiht. Da Juden auch während des Holocausts nicht als politische Flüchtlinge anerkannt wurden, versuchten sie es mit einem Trick: Familien und Deserteure durften offiziell bleiben. Natürlich schlägt er fehl.
Manche Szenen wirken durchaus lustig. Ist doch der Dialekt und die hinterwäldlerische Lebensweise witzig. Doch nur wenige Zentimeter unter dieser Oberfläche kommt die grässliche Fratze zum Vorschein. Dieses Uns geht es schlecht, deswegen helfen wir niemand! Dieses Wegschauen, obwohl man es wissen konnte, was mit den Ausgeschafften passieren würde.
Den Film sollte man nicht zu sehr als Anklage verstehen. Jeder Staat, jedes Volk, hat irgendwo seine dunkle Seiten. Nur sollte man versuchen, aus diesen Fehlern zu lernen und sie nicht wiederholen. Gerade heute, wo die Globalisierung Opfer in den reichen Staaten verlangt, wird schnell ein Sündenbock gesucht. Und zu oft sind es die Anderen, die den eigenen Wohlstand bedrohen sollen. Und genau diese Denkweise führt dazu, dass man selbst dann Menschen abschiebt, wenn sie mit dem Tode bedroht werden. Ohne Mitleid, ohne mit der Wimper zu zucken. Man beruft sich auf das Gesetz und fühlt sich gut, weil der drauf geht und nicht ich verzichten muss.
Die stärkste Szene des Films ist die vor der Brücke ins "Tausendjährige Reich". Es regnet und man merkt ohne Thermometer, dass es kalt ist. Die letzte Zigarette und dann marschieren der alte Mann, die Frau und das Mädchen los in ihr sicheres Verderben. Der Zuschauer wartet vergeblich auf das Happy End. Es gab einfach keines.
Wie im ganzen Film verzichten Imhoof auch hier auf Musik. Eine weise Entscheidung. Die Szene wirkt extrem. Laut Imhoof wollte wohl der italienische Verleih Geigenmusik unterlegen. Zum Glück hat der Regisseur das verboten.
Die Markus Imhoof Collection stach mir schon vor einigen Tagen ins Auge. Gestern habe ich mir dann endlich das gute Stück zugelegt. Von dem bekannten Schweizer Regisseur, mit dessen Namen ich bis vor der Box nichts anzufangen wusste, finden sich die vier Filme
- Das Boot ist voll
- Flammen im Paradies
- Der Berg
- Die Reise
Als erstes gab ich mir den titelgebenden Streifen Das Boot ist voll, für den Markus Imhoof sogar eine Oscar-Nominierung (Bester fremdsprachiger Film) bekommen hat.
Er handelt von der restriktiven Flüchtlingspolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Es ist kein Geheimnis, dass nicht wenige Flüchtlinge aus der Alpenrepublik in den sicheren Tod abgeschoben wurden.
Trotz dieses Monströsität liess sich Imhoof nicht dazu verleiten, ein hasserfülltes politisches Pamphlet zu produzieren. Sein Werk differenziert die Menschen. Es zeigt Mitgefühl genauso wie Abscheu oder gar Hass. Da gibt es Mut aber auch hunderprozentige menschenverachtende Pflichterfüllung. Dieser Verzicht auf Schwarz-Weiss-Malerei macht den Film extrem glaubwürdig und sehenswert.
Der Streifen beginnt mit der Flucht von Deserteuren, Zwangsarbeiter und Juden in die Eidgenossenschaft. Sie werden von einer Familie aufgenommen. Pflichttreu wie sie sind, wird jedoch der Dorfpolizist eingeweiht. Da Juden auch während des Holocausts nicht als politische Flüchtlinge anerkannt wurden, versuchten sie es mit einem Trick: Familien und Deserteure durften offiziell bleiben. Natürlich schlägt er fehl.
Manche Szenen wirken durchaus lustig. Ist doch der Dialekt und die hinterwäldlerische Lebensweise witzig. Doch nur wenige Zentimeter unter dieser Oberfläche kommt die grässliche Fratze zum Vorschein. Dieses Uns geht es schlecht, deswegen helfen wir niemand! Dieses Wegschauen, obwohl man es wissen konnte, was mit den Ausgeschafften passieren würde.
Den Film sollte man nicht zu sehr als Anklage verstehen. Jeder Staat, jedes Volk, hat irgendwo seine dunkle Seiten. Nur sollte man versuchen, aus diesen Fehlern zu lernen und sie nicht wiederholen. Gerade heute, wo die Globalisierung Opfer in den reichen Staaten verlangt, wird schnell ein Sündenbock gesucht. Und zu oft sind es die Anderen, die den eigenen Wohlstand bedrohen sollen. Und genau diese Denkweise führt dazu, dass man selbst dann Menschen abschiebt, wenn sie mit dem Tode bedroht werden. Ohne Mitleid, ohne mit der Wimper zu zucken. Man beruft sich auf das Gesetz und fühlt sich gut, weil der drauf geht und nicht ich verzichten muss.
Die stärkste Szene des Films ist die vor der Brücke ins "Tausendjährige Reich". Es regnet und man merkt ohne Thermometer, dass es kalt ist. Die letzte Zigarette und dann marschieren der alte Mann, die Frau und das Mädchen los in ihr sicheres Verderben. Der Zuschauer wartet vergeblich auf das Happy End. Es gab einfach keines.
Wie im ganzen Film verzichten Imhoof auch hier auf Musik. Eine weise Entscheidung. Die Szene wirkt extrem. Laut Imhoof wollte wohl der italienische Verleih Geigenmusik unterlegen. Zum Glück hat der Regisseur das verboten.
skaifyomonul - 7. Okt, 21:03
Und jetzt ...