Filme

11
Okt
2004

Diarios De Motocicleta

Hmmmm ... eigentlich ein Wau-Film, aber erst ab der Mitte. Es dürfte sich rumgesprochen haben, dass dem Streifen die Tagebücher des jungen Ernesto "Che" Guevara zu Grunde liegen. Dadurch ist natürlich bei vielen schon Interesse geweckt. So auch bei mir. Gerade eben habe ich mich also ins nahe Kino begeben (eine Stadt hat eben durchaus ihre Vorteile), mir südamerikanisches Spanisch gegeben (das ich immer noch nicht verstehe) und fleissig Untertitel gelesen.
Und mit jeder Minute wandelte sich Che. Aus dem unbelasteten verliebten angehenden Doktor schälte sich der Berufsrevolutionär heraus. Die lange Reise durch Südamerika anfänglich mit dem titelgebenden Motorrad bot den beiden Freunden atemberaubende Panoramen aber auch bitterste Realität. Bauern, denen ihr Land von Grossgrundbesitzern gestohlen wurde, Indios, deren einzige Chance nur noch die berüchtigte Chuquicamata-Miene war, Kranke, die abgeschoben wurden. All diese Eindrücke verwandelten einen jungen ehrlichen intelligenten Menschen. Dieser Film zeigt sehr schön, wie ein Revolutionär geschaffen wurde. Er wurde nicht so geboren. Er brachte nur eine positives Menschenbild mit. Die, die ihn später bekämpften und töteten, haben sein Leben überhaupt erst möglich gemacht. Die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die benutzt wurde, um nur immer noch reicher zu werden, formte auch ein Idealist, der mit seinen Ideen und Taten unsterblich wurde.
Dass dieser Held später einmal seine Vorstellungen mit Gewalt durchsetzen würde, machte der Film in einigen kurzen Szenen deutlich. Der Stein, der dem Mienen-Transporter nachgeworfen wurde, oder der Kommentar in Macchu Pichu: "Revolution ohne Waffen? Unmöglich!"
Meiner Ansicht nach zeigt der Film das Werden des Che recht eindrucksvoll. Der Rest ist Geschichte und bedarf eigentlich keiner Verfilmung mehr. Doch Gerüchten zu folgen, wird uns Hollywood genau das bald antun. In Anbetracht der Tatsache, wer Che tötete, eine geradezu perverse Sache.
Che ist heute ja wieder populär. Sein Gesicht schaut grimmig von vielen T-Shirts, es gibt Che-Zigaretten, die Bücher verkaufen sich gut. Wäre interessant zu wissen, ob die Rechte auf die Marke Che schon vergeben wurde. Denkbar ist heute leider alles, wenn es um die Kohle geht.
Der Film arbeitet da etwas dagegen. Er setzt Che als Menschen ein kleines und feines Denkmal. Er dürfte ihn gut beschreiben auch ohne seine Revolutionsgeschichte. Und netterweise ist es ein Film von Südamerikanern über Südamerikaner. Die Glaubwürdigkeit wird bewahrt.
Schön ist der Besuch von Cusco. Da ich ja erst vor kurzem die alte Inka-Hauptstadt besuchen durfte, kam es zu einem angenehmen Déjà-vu.
Fazit: Sehenswert!

7
Okt
2004

Wau-Film

Gestern gab es mal wieder einen Wau-Film. Dieses mal allerdings nicht im Kino sondern auf DVD.
Die Markus Imhoof Collection stach mir schon vor einigen Tagen ins Auge. Gestern habe ich mir dann endlich das gute Stück zugelegt. Von dem bekannten Schweizer Regisseur, mit dessen Namen ich bis vor der Box nichts anzufangen wusste, finden sich die vier Filme
  • Das Boot ist voll
  • Flammen im Paradies
  • Der Berg
  • Die Reise
auf den DVDs. Inklusive sind einige Interviews, diverse Tonspuren und eine recht ansehnliche Hülle mit kargem Booklet.
Als erstes gab ich mir den titelgebenden Streifen Das Boot ist voll, für den Markus Imhoof sogar eine Oscar-Nominierung (Bester fremdsprachiger Film) bekommen hat.
Er handelt von der restriktiven Flüchtlingspolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Es ist kein Geheimnis, dass nicht wenige Flüchtlinge aus der Alpenrepublik in den sicheren Tod abgeschoben wurden.
Trotz dieses Monströsität liess sich Imhoof nicht dazu verleiten, ein hasserfülltes politisches Pamphlet zu produzieren. Sein Werk differenziert die Menschen. Es zeigt Mitgefühl genauso wie Abscheu oder gar Hass. Da gibt es Mut aber auch hunderprozentige menschenverachtende Pflichterfüllung. Dieser Verzicht auf Schwarz-Weiss-Malerei macht den Film extrem glaubwürdig und sehenswert.
Der Streifen beginnt mit der Flucht von Deserteuren, Zwangsarbeiter und Juden in die Eidgenossenschaft. Sie werden von einer Familie aufgenommen. Pflichttreu wie sie sind, wird jedoch der Dorfpolizist eingeweiht. Da Juden auch während des Holocausts nicht als politische Flüchtlinge anerkannt wurden, versuchten sie es mit einem Trick: Familien und Deserteure durften offiziell bleiben. Natürlich schlägt er fehl.
Manche Szenen wirken durchaus lustig. Ist doch der Dialekt und die hinterwäldlerische Lebensweise witzig. Doch nur wenige Zentimeter unter dieser Oberfläche kommt die grässliche Fratze zum Vorschein. Dieses Uns geht es schlecht, deswegen helfen wir niemand! Dieses Wegschauen, obwohl man es wissen konnte, was mit den Ausgeschafften passieren würde.
Den Film sollte man nicht zu sehr als Anklage verstehen. Jeder Staat, jedes Volk, hat irgendwo seine dunkle Seiten. Nur sollte man versuchen, aus diesen Fehlern zu lernen und sie nicht wiederholen. Gerade heute, wo die Globalisierung Opfer in den reichen Staaten verlangt, wird schnell ein Sündenbock gesucht. Und zu oft sind es die Anderen, die den eigenen Wohlstand bedrohen sollen. Und genau diese Denkweise führt dazu, dass man selbst dann Menschen abschiebt, wenn sie mit dem Tode bedroht werden. Ohne Mitleid, ohne mit der Wimper zu zucken. Man beruft sich auf das Gesetz und fühlt sich gut, weil der drauf geht und nicht ich verzichten muss.
Die stärkste Szene des Films ist die vor der Brücke ins "Tausendjährige Reich". Es regnet und man merkt ohne Thermometer, dass es kalt ist. Die letzte Zigarette und dann marschieren der alte Mann, die Frau und das Mädchen los in ihr sicheres Verderben. Der Zuschauer wartet vergeblich auf das Happy End. Es gab einfach keines.
Wie im ganzen Film verzichten Imhoof auch hier auf Musik. Eine weise Entscheidung. Die Szene wirkt extrem. Laut Imhoof wollte wohl der italienische Verleih Geigenmusik unterlegen. Zum Glück hat der Regisseur das verboten.

30
Sep
2004

Erfreulich kompromisslos

Erfreulich kompromisslos:
Dawn Of The Dead (IMDb)
Dawn Of The Dead (Official Page)
Echt nett anzuschauen. Allerdings sollten zarte Gemüter die Finger von der DVD lassen. Da splatterts ordentlich. Sicher für den einen oder anderen a bitzerl zu viel.

21
Sep
2004

Fog Of War

Heute hat es gereicht in Fog Of War (excellente Flash-Programmierung) von und über den ehemaligen US-Verteidungsminister Robert S. (Strange!) McNamara. Der Mann ging recht unrühmlich in die Geschichte ein, weil während seiner Amtszeit die USA in den Vietnamkrieg hineinrutschten.
Der Film ist gut und wer Dokumentationen auch im Kino gern hat, kann vorbehaltlos einen Besuch wagen.
Zwei Dinge blieben mir in Erinnerung:
  1. McNamara sagte zur Feuerbombardierung japanischer Städte: Hätte die USA verloren, wären sie wohl als Kriegsverbrecher verurteilt worden. Ein hartes Urteil, dass da der schon fast Neunzigjährige über sich fällt.
  2. Die Relation der amerikanischen und nordvietnamesischen Verluste während des Krieges (siehe unten).
Verluste USA und Verbündete:
KIA: 47,000
Soldaten gestorben durch Krankheiten und Unfälle: 10,000
Getötete alliierte Soldaten: 5,000-6,000
Verluste Südvietnam: 500,000
Verlorene Flugzeuge: 3,338
Verlorene Hubschrauber: 4,642
Verluste Nordvietnam und Verbündete:
3 Millionen getötete Nordvietnamesen
300,000 Vietnamesen vermisst
100,000 getötete Kambodschaner
750,000 getötete Laoter
13 getötete russische Berater
200 Flugzeuge abgschossen
100+ zerstörte Panzer
20,000 zerstörte LKWs
100+ SA-2 SAM zerstört
Wie man an den letzten Zeilen sieht kommen die Daten anscheinend von einem Fan der Air Force. Anders lassen sich die 20000 zerstörten LKWs bei keinem einzigen verlorenen US-Vehikel nicht erklären. Sei es drum: Da stehen über 4 Millionen Tote auf Nordvietnamesischer Seite bei gerade mal 550000 auf US-Seite (mit Südvietnam!). McNamara sprach mal von Verhältnismässigkeit der Mittel. Das ist wohl ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte - besonders wenn man am Ende verliert.
Und irgendwie erinnern die Verhältnisse schon ein wenig an den heutigen Irak. Kommt da etwa das nächste Trauma?

20
Sep
2004

Die Blutritter

Was ham'er den da:
Blutritter Homepage
Haha, schau mir wahrscheinlich den Film an, bevor ich jemals das Spektakel dazu angeguckt hab. Ist zwar nur ein paar Kilometer von zu Hause. Bis jetzt konnte ich einen Besuch jedoch glücklicherweise immer wieder abwenden ;-)

Die Blutritter

Was ham'er den da:
Blutritter Homepage

19
Sep
2004

Kann man - darf man?

Gestern also Der Untergang im Ravensburger Burgtheater (da haben die Jungs zur Zeit eine kleine Ausstellung über das Kino und seinen Gründer Burth aufgebaut).
Eindruck: Unterhaltsamer Film, relativ gut gedreht (bis auf das A...loch mit seinem Mikro zu Beginn des Films scheinen alle recht gute Arbeit geleistet zu haben) mit hervorragender deutscher Schauspielerriege. Sticht in Sache Kurzweil fast das ganze Hollywood-Programm dieses Jahres aus. Soweit so gut.
In Deutschland ist jetzt aber ein Film über Hitler immer etwas zu recht Kitzliges. Sprich darf man dieses A...loch im Film zeigen und wenn ja, wie. Dazu nur kurz: Film macht alles, ob er es nun darf oder nicht. Letztendlich ist die Herangehensweise an einen Film elementar, sprich wie wird er vom Zuschauer interpretiert - das ist entscheidend. Der Otto-Normalo-Deutsche dürfte über die NS-Zeit gut informiert sein. Sprich er weiss, was ungefähr lief. Er weiss sicherlich, das die Deutschen mehr als berechtigterweise die Bad Guys waren. So sollte er also auch im Hinterkopf behalten können, dass die Jungs, die da im Bunker agieren, allesamt Täter sind, die Millionen mordeten. Der Film macht anfangs keine Anstalten, diese Tatsache dem Publikum näherzubringen. Und bis aufs Dölf'le outen sich wenige mit Kommentaren über die menschenverachtende Ideologie, für die sie stehen (ausgenommen sei hier das Göbbelspaar). So scheint es, als ob ein Wahnsinniger viele Besonnene um sich herum hat, für die man Mitleid empfinden kann (immer die Frage im Hinterkopf: Würde ich mich in dieser Situation nicht ähnlich verhalten?). Genau das ist das Manko des Films: Das absolut Böse wird auf einen Mann konzentriert (Ganz macht seine Sache hervorragend). Das Drumherum läuft zwar mit, aber widerwillig. Das Schwarze Schaf lässt grüssen. Diese Art, sich von Schuld loszusagen ist immer noch populär, weil sie eben so einfach ist. Schade, dass es sich Eichinger so einfach gemacht hat. Es ist aber nicht verwunderlich. Eichinger-Produktionen sollten schon immer ein grosses Publikum ansprechen. So dachte man auch beim Untergang in anderen Dimensionen. Man sollte sich nichts vormachen. Viele Deutsche wollen Unterhaltung, viele können mit einer Schuld wie den NS-Verbrechen nicht umgehen und viele wollen einen Schlussstrich setzen. Für all diejenigen ist der Film gemacht. Das zeigt auch das Interview mit Traudl Junge zu Beginn und am Ende des Films (sie war die Sekräterin des Führers). Naiv ist noch nett ausgedrückt. Wir haben dieses Ausmass nie geahnt, sagte sie. Dazu fällt mir nur Schindlers Liste ein: Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt. Letztendlich sind die Zahlen nicht ausschlaggebend. Gerade in ihrer Position dürfte sie sehr wohl mitbekommen haben, was läuft. Der Verdacht, dass sie sich wie Leni Riefenstahl aus ihrer Schuld herauswinden wollte liegt sehr nahe. Es ist eben nicht einfach, mit einer Schuld zu leben und das ist auch gut so. Es ist sozusagen noch ein letztes Quäntchen Gerechtigkeit. Ob gewollt oder nicht: Der Film kann dazu benutzt werden auch diese letzte Sühne auszuhebeln. Hirschbiegel/Eichinger müssen sich das vorhalten lassen - zu Recht!
Interessanterweise findet die nachgestellte Schlacht um Berlin in St. Petersburg statt. Sie ist opulent in Szene gesetzt. Der Terror der letzten Kriegstage kann man zumindest schon erahnen. Neben Ganz ist der Häuserkampf einer der gelungenen Elemente des Films.
In Sache Geschichtsaufarbeitung darf man den Film getrost links liegen lassen und auf die neue Sophie-Scholl-Verfilumg warten. Hier darf die deutsche Volksseele auch mal berechtigterweise ihre Wunden lecken. Handelt er doch von einer der ganz wenigen deutschen Heldentaten während der Nazi-Zeit.

23
Aug
2004

Der Untergang

Trailer zum Kinohöhepunkt des Septembers:
Der Untergang - Trailer

20
Jul
2004

Endlich mal wieder ...

... ein Wau-Film.
Les Triplettes de Belleville
Und wo kommt er her?
Sicher nicht aus Hollywood. Die Jungs sind ja mit Copyrights anstatt Stories beschäftigt ;-)

12
Jul
2004

Rainer Erler

Homepage über Rainer Erler
Eine seiner bekanntesten Werke scheint es auf Video zu geben: Das Blaue Palais Teil 1 - 5.
Operation Ganymed gibt es auch. Mal wieder Zeit zum Shoppen ;-)
Persian Papers

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