Buecher

2
Dez
2003

Weise Worte

Thomas Mann in Der Zauberberg
Erstes Kapitel - Ankunft

Zwei Reisetage entfernen den Menschen - und gar den jungen, im Leben noch wenig verwurzelten Menschen - seiner Alltagswelt, all dem, was er seine Pflichten, Interessen, Sorgen, Aussichten nannte, viel mehr, als er sich auf der Droschkenfahrt zum Bahnhof wohl träumen ließ. Der Raum, der sich drehend und fliehend zwischen ihn und seine Pflanzstätte wälzt, bewährt Kräfte, die man gewöhnlich der Zeit vorbehalten glaubt; von Stunde zu Stunde stellt er innere Veränderungen her, die den von ihr bewirkten recht ähnlich sind, aber sie in gewisser Weise übertreffen. Gleich ihr erzeugt er Vergessen; er tut es aber, indem er die Person des Menschen aus ihren Beziehungen löst und ihn in einen freien und ursprünglichen Zustand versetzt, - ja, selbst aus dem Pedanten und Pfahlbürger macht er im Handumdrehen etwas wie einen Vagabunden. Zeit, sagt man, ist Lethe; aber auch Fernluft ist so ein Trank, und sollte sie weniger gründlich wirken, so tut sie es dafür desto rascher.
Thomas Mann beschreibt recht schön, was Inbetriebsetzer sehr oft am eigenen Leib erfahren. Zumindest mir kam der Absatz recht bekannt vor.

1
Nov
2003

10
Okt
2003

100 Sonnen

Auf der Baustelle ist man über alles froh, was nach Magazin aussieht. Da verzichtet man auch (schweren Herzens) auf Die Zeit und blättert dafür mal im Stern (ja ich habe es mal wieder getan). Dieses mal war aber etwas ganz Interessantes drin: Eine Vorstellung des Buches 100 Sonnen von Michael Light (stern-Buch, Knesebeck Verlag). Der Photoband befasst sich mit der Ästhetik des nuklearen Feuers. Die 100 Bilder zeigen menschlich geschaffene Atompilze und die nur teilweisen freiwilligen Zuschauer. Sieht ganz interessant aus.

12
Sep
2003

Bildungslücke

Wir reden ziemlich oft über Literatur. Einmal sprachen wir über die Texte, die man so in der Schule im Deutschunterricht durchnimmt. Wenige erinnern sich daran im Guten, doch mir persönlich ist durchaus ein Buch in Erinnerung geblieben: Der Homo Faber von Max Frisch. Dann fragte sie mich nach dem Faust von Goethe und ich sagte leichthin: Den kenne ich nicht! Haben wir nie lesen müssen! Bildungslücke! Das war die Antwort. Seitdem wurmte es mich. Habe ich mich doch mal wieder als typischer Bauernlümmel geoutet. Jemand der seine Jugend mehr zum Schabernack missbrauchte als zum Studium historischer Texte. Ich war mal wieder der vom Land (was ja auch stimmt), dem gelbe Reclam-Hefte ein Graus waren, die zu Hause schnell durch fragwürdigere Literatur ersetzt wurden (stimmt auch - die Mark Brandis Reihe aus der Schulbücherei gab mir schon immer viel mehr als jeder schon vor über hundert Jahren gestorbener Dichter).
Aber die Zeiten ändern sich und damit auch die Interessen. Heute lese ich immer noch Science Fiction, aber die Bücher mit dem SF auf dem Rücken machen schon längst nicht mehr 100 Prozent aus. Der Geschmack wurde breitgefächerter. Und so nahm ich obiges Erlebnis zum Anlass, mich endlich Goethe's Faust zu wiedmen. Und gleich vorneweg. Es war kein Fehler.
Schon zu Beginn im Vorspiel bemerkt man, dass der Faust recht wenig mit der klassischen Tragödie in 5 Akten zu tun hat. Diskutieren doch Theaterdirektor, Poet und der Schalk über den tieferen Sinn des Schauspiels und über die damaligen "Einschaltquote", also der Popularität des Stückes. Eine recht interessante Passage, die in der heutigen Fernsehlandschaft sehr aktuell ist. Hier wird dann auch recht schnell klar, was später folgen wird: Eine Tragödie, die den Leuten bietet, was sie wollen. Reichhaltige Bühnenaufbauten und eine Fallhöhe, wie sie tiefer kaum sein kann: Von den himmlischen Höhen in die feurige Hölle.
Faust, ein Gelehrter, steckt in einer tiefen Sinnkrise. Er weis viel und ist ein rechter Mann, doch steckt er fest in melancholischen Gedanken. Der Teufel will ihn auf seine Seite ziehen und nimmt sich ihm an. Fortan zeigt er Faust die menschlichen und fleischlichen Gelüste. Dabei lernt der Leser auch den berühmten Auerbach Keller in Leipzig (in dem man sich immer noch oder wieder volllaufen lassen kann) und späther Margerete kennen, in die sich Faust nach einem teuflischen Liebestrank Hals über Kopf verliebt. Diese erwiedert seine Gefühle, hegt jedoch eine starke Abneigung gegenüber dem "Freund" Fausts, Mephistopheles. Ihr tiefer Glaube lässt sie spüren, dass mit diesem Gesellen etwas nicht im Reinen ist. Dennoch lässt sie sich mit Faust ein. Das Ergebnis ist natürlich tragisch. Im Liebestaumel wird die Mutter Margeretes um die Ecke gebracht (wohl nicht ganz absichtlich). Das uneheliche Kind gibt eine vorzügliche Wasserleiche ab und der Bruder Gretchens stirbt durch Fausts Hand. Der gerät immer stärker in den Strudel der Hölle. Letztendlich besucht er sogar die Walpurgisnacht auf dem Brocken. Im Trubel erkennt Faust auch seine Geliebte Gretchen als geköpfter Geist. Er wendet sich an den Teufel, um ihm bei der Befreiung Margaretes zu helfen, doch sie hat sich dem Tode schon hingegeben und folgt Faust nicht aus dem Kerker. Dieser flieht letztendlich mit Mephistopheles und übergibt Gretchen damit dem Henker.
Die Dichtung der Tragödie ist sicher nicht so einfach zu lesen wie ein Roman unserer Tage. Trotzdem hat es mir Spass gemacht. Man bemerkt recht schnell, das Goethe nicht verklemmt war und eine recht derbe Wortwahl hatte. Eigentlich etwas, was ich nicht erwartet hatte. Das ungleiche Paar Teufel und Gelehrter macht jedoch ein Grossteil des Reizes aus. Der Höhepunkt des Stückes ist mit Sicherheit die Walpurgisnacht. Da geht es richtig rund. Als Leser ist man gespannt, wie ein Regisseur dieses Stück auf die Bühne bringt. Sprich Goethe macht auch heute noch Appetit auf einen Theaterbesuch.
Auf eine tiefere Interpretation des Stückes verzichte ich an dieser Stelle. Es wird schon viel geschrieben worden sein. Vieles von diesem wiederrum wird im Weltnetz verewigt sein. Und die gängigen Suchmaschinen sollten es gut finden. Zudem schrieb diese Zeilen ein Bauernlümmel, der lieber von verglühenden Raumschiffen liest als sich über klassische Theaterstücke das Hirn zermartert. Den Deutschunterricht habe ich ja schon länger hinter mir ;-)
Buchdaten:
Johann Wolfgang Goethe
Faust
Der Tragödie Erster Teil
Philipp Reclam jun. Stuttgart
Universal Bibliothek Nr. 1
© 1986, 2000 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart
Durchgesehene Ausgabe 2000
auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln
Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen. Printed in Germany 2002
ISBN 3-15-000001-7
Und übrigens: Neben Reclam ist auch Universal-Bibliothek eine eingetragene Marke - ach wie schön!
Den Verlag kann man unter http://www.reclam.de virtuell besuchen.
Die Grundlage der vorliegenden Ausgabe folgt der Edition:
Johann Wolfgang Goethe: Faust-Dichtungen. Bd. 1: Texte.
Hrsg. von Ulrich Gaier. Stuttgart: Reclam, 1999.
Ihr liegt der Faust-Text im 12. Band der Ausgabe letzter Hand (Goethe's Werke, Stuttgart/Tübingen: J. G. Cotta, 1828) zugrunde.

12
Jul
2003

Mathematische Veranschaulichung

In dem Buch, das ich zur Zeit lese, geht es um Calculus oder bei uns besser bekannt unter Analysis. Hier spielen Koordinatensysteme zur Veranschaulichung eine grosse Rolle (und werden sicher nicht von wenigen gehasst ;-) ). Um den Studenten das dreidimensionale Koordinatensystem zu erklären hat sich ein Professor etwas Ungewöhnliches einfallen lassen. Er rannte von links nach rechts und zurück. Dabei schrie er, dass sei die x-Achse. Dann lief er nach vorn und zurück und bellte: "Dies meine Damen und Herren ist die y-Achse!". Tja, und dann kam die z-Achse, die der Prof hüpfend visualisierte. Keine Frage: Diese Vorlesung hätte ich gerne besucht. Selten sieht man so aktive Dozenten ;-) Das Beispiel zeigt, dass man Mathematik durchaus sportlich angehen kann.

8
Jul
2003

A Song Of Stone

Iain Banks
1997
Abacus Books
Original English Version

The war is ending, perhaps ended ...
Iain Banks ist ein Meister "anderer" Geschichten. Ob er sein Kulturuniversum ausbaut oder ob er einfach das Leben schräger Erdlinge nacherzählt, man kann immer sicher sein, in abnormale Gefilde entführt zu werden. Er blieb sozusagen bis jetzt seinem Erstlingswerk "Die Wespenfabrik" treu. Schon allein deswegen lohnt es sich immer einen Banks in die Hand zu nehmen und sich in eine andere Welt versetzen zu lassen. Nichts anderes geschieht auch wieder in "The Song Of Stone".
Als ich gestern die letzten ultrabrutalen Seiten hinter mir hatte, fragte ich mich, was wollte Iain eigentlich sagen. Ist da überhaupt so etwas wie eine Aussage in den 280 Seiten. Die Geschichte dreht sich um einen Schlossherrn namens Abel und seiner Geliebten. Es scheint eine längere Kriegsphase über das Land gezogen zu sein. Doch ob es nun vorbei ist, weiss niemand. Marodierende Armeeeinheiten und Plünderer treiben überall ihr Unwesen. In Anbetracht dieses Chaos beschliesst Abel, sein Schloss aufzugeben und zu fliehen. Doch er hat die Rechnung ohne den Lieutenant gemacht. Die hat ihre eigenen Pläne mit dem Schloss und den Bewohnern. In Anbetracht des sehr kriegerischen Universums, in das uns Banks versetzt, kommt es im Folgenden zu einer wahren Gewaltspirale, die heftigst endet. Zartgesottene sollten also sich nicht an dem Buch vergreifen und lieber den neuen Harry Potter lesen ;-) Abel erzählt die Geschichte wie einen Brief an seine Geliebte. Seine Beschreibungen erinnern den Leser an ein Gedicht. Und der Titel macht das auch sofort deutlich. Handelt es sich doch um einen Song - ein Lied.
Die Faszination des Buches macht einmal wieder das Universum und die Akteure aus. Eine Aussage in diesem Buch zu finden dürfte schwer sein. Zwar wird der Krieg in drastischsten Bildern beschrieben, doch geschieht das alles wertneutral. Oft hat Abel sogar Verständnis für die Schlächterei. Die Zerstörung seines Schlosses empfindet er teilweise als Befreiungsschlag aus seiner Vergangenheit. Und dennoch begehrt er gegen die Besatzer auf. Doch ist er körperlich seinen Peinigern weit unterlegen. Dieser innerlich zerissene Charakter ist der eigentliche Kern der Geschichte.
Das Buch ist wegen der sehr poetischen englischen Sprache nicht leicht zu lesen. Ich bin auch deswegen nicht so begeistert von dem Schmöker. Doch wurde "A Song Of Stone" bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt. Bei Interesse bleibt also nur das Original.

17
Jun
2003

The Energy Question from Gerald Foley

When we were in Christchurch we were as well visiting some of the very interesting second hand bookshops. In one of them I found the mentioned book dealing with, obviously, the energy question. It is a Pelican paperback from the year 1976. Crazy, I was three years old when this book was printed. But I was surprised: It was not the feeling to read an very old classic. Normally you smile when you read the expectations centuries old. Not in this book. The basic approach to explain everything from the energy point of view gives You a very good idea with what we are dealing here and that everything is connected with energy. Very nice for example are the numbers of the reflected and used solar energy of our homeplanet earth. The only energy input (despite the negligable thermal energy) is solar energy. This energy is first needed to keep the biosphere earth working. The generation of temperature, clouds, winds, waves, currents, and so on needs energy and this energy is coming from our nearest star - the sol. The numbers give you an idea how much is used for evaporating the water which is later condensated again and what we expiriencing as rain. This loop is the major energy consumption. The for us so important photosyntheses is one of the smallest part of the used solar energy. The second biggest part of it is reflected immediately. The biggest part is used to heat up the earth. The games with the numbers give you a good expression with how much energy we are dealing here. This is not childs play. This is the very big thing. And if you imagine how small our planet is yoou get a very good idea how much energy our sun generates and how less we are able to use of it. It is interesting: After the first reat pages you will recognize that you are is a solar vehicle. It drives with solar energy. Energy which was the result of composting sea inhabitants which were feeded by the sun. This process took a real long time. We burn the stuff in seconds.
The second part of the book deals with the various energy sources we are able to use now or which are proposed for future use. It is very interesting that the most stuff (including the nowadays "modern" fuel cell) what we use and try to use today is mentioned in the text. So you can easily compare the difficulties in the 70's of the last century and today. For example you get a good impression why photovoltaic was no option in these days (there you see for sure a change). But you see as well that all the difficulties with nuclear fission power were points of discussion. So they knew the problems with the waste since a long time and some scientists tried to stop further development to check out if we can deal with the side effects. Unfortunately mankind was again thinking not so far and nowadays the problem is getting bigger and bigger. For the farmers it is quit interesting to read (beside the fact that the book is giving a energy point of view about the food production) about the biogas. In these times there were already farms equipped with devices to use it. So there must be today a great source of information about it.
The third part is the weakest of all. But this is not surprising. It deals with the futures and we know were we are today. It looks like that mankind has still not reached the point where the energy consumption will be not increasing anymore. The car production is still high and the gap between US and Europe concerning the energy consumption per capita is still big. The energy restriction is still no point of discussion. Only in some countries like (I'm showing some proudness here, I know) Germany attempts were made to rise the energy value. This is (I know some people don't want to hear this) essential and we are not allowed to stop. This is one of the futures of our country. Sophisticated technology is needed to use alternative energies and to reduce the consumption of the fossil ones. Here is our chance. And the eco tax is a good beginning. So, I think I have now some foes more but please before sending me a bomb think! Even in Germany there are not much places where you can drive 200km/h. So why have a car which maakes 300? Or 200? This makes no sense. This is stupid. We need cars making the best of their fuel and which makes 100 max. This means saving money, effectively. Even without the eco tax. Who cares about your car. If you have problem when why use a car to compensate it. The training looks different (I will say some words about the Kiwis and their cars in a different article - it is quit funny).
One of the effects on me is that soon I will need a new job. Burning gas to create electricity is more or less equal stupid than the 300km/h car. I must say this because it iis true. And anyway - three years are enough. Time for new challenges.
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Skaif Yomonul

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